14.07.2000

Angel Trains und Vossloh bilden eine für beide Konzerne strategisch bedeutende Kooperation

Die Angel Trains Limited und die Vossloh AG haben sich zu einer Kooperation verständigt, die für beide Unternehmen strategisch von besonderer Bedeutung ist. Aufgrund der Bündelung ihrer jeweiligen Aktivitäten versprechen sich die beiden Konzerne große Chancen auf dem Gebiet der Vermietung und des Services von Lokomotiven. Die beabsichtigte Kooperation steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Aufsichtsrats der Vossloh AG und des Boards der Royal Bank of Scotland Group, Muttergesellschaft der Angel Trains Limited.

Angel Trains und Vossloh haben sich auf die Gründung von zwei Unternehmen verständigt. So beabsichtigen die Angel Trains Limited und die Vossloh Verkehrsservice GmbH, gemeinsam die Locomotion Capital Ltd. mit Sitz in London zu gründen. An dieser Gesellschaft sollen Angel Trains 90 % und Vossloh Verkehrsservice 10 % halten. Geschäftszweck dieser Gesellschaft ist die Beschaffung, Vermietung und Verwertung von Lokomotiven, insbesondere Diesellokomotiven.

Das zweite Gemeinschaftsunternehmen soll die Locomotion Service GmbH mit Sitz in Kiel werden. Hier ist eine Verteilung der Anteile zu 90 % bei der Vossloh Schienenfahrzeugtechnik GmbH (VSFT) und zu 10 % bei Angel Trains Ltd. vorgesehen. Geschäftsgegenstand dieser Gesellschaft wird der Service für Lokomotiven sein, ebenfalls mit dem Schwerpunkt Diesellokomotiven. Zu dem Serviceangebot zählen vor allem Wartung, Instandhaltung und kundenspezifischer Umbau.

Es ist vorgesehen, dass die Locomotion Capital Lokomotiven kauft und die Vermietung sowie das volle Verwertungsrisiko übernimmt. Die Locomotion Service nimmt die Service-Verpflichtungen wahr und kann entsprechende Aufträge sowohl an die VSFT als auch an Dritte vergeben. Außerdem wird sie auch eigene Service-Stützpunkte aufbauen. Da der Markt immer mehr eine Gesamtleistung aus Anmietung und Service-Verantwortung erwartet, sehen beide Gesellschafter in dem gemeinsamen Marktauftritt hervorragende Möglichkeiten durch die Zusammenführung ihrer Kompetenzen. Locomotion Capital und Locomotion Service akzeptieren aber auch künftig einen Alleingang, wenn dies der Kunde wünscht.

Vossloh und Angel Trains wollen ihren Kunden - staatlichen und privaten Bahnen in Europa - maßgeschneiderte Mietlösungen für Traktion auf Zeit anbieten. Der Start erfolgt mit Diesellokomotiven hauptsächlich aus der Produktion von VSFT. Für die ersten zwölf Fahrzeuge sind heute bereits zum Teil langjährige Mietverträge in Verhandlung. Bei den Einsatzfeldern handelt es sich im Wesentlichen um Güterverkehre. Dabei sind Angel Trains und Vossloh grundsätzlich offen für Lokomotivtypen anderer Hersteller, wenn diese von ihren Kunden gewünscht werden.

Der Markt, auf dem sich Angel Trains und Vossloh bewegen, nimmt stark zu. In Deutschland werden zur Zeit etwa 3.000 Dieselloks und rund 1.800 Elektroloks im Güterverkehr eingesetzt. Europaweit dürfte es sich um das Sechsfache handeln. Gemietet sind derzeit in Deutschland ca. 150 Dieselloks und 50 Elektroloks. Die beiden Unternehmen schätzen, dass sich diese Zahl in den kommenden drei Jahren verdreifacht und dass sie in sechs Jahren rund ein Drittel des Traktionsbedarfs für Güterzüge ausmacht.

Für das erste volle Geschäftsjahr rechnen Angel Trains und Vossloh mit einem Service-Umsatz von rund 10 Mio. Euro. Innerhalb von drei Jahren dürfte er auf mehr als 65 Mio. Euro ansteigen. Das Vermietungsgeschäft, das im ersten Jahr mit 35 Lokomotiven beginnt, wird einen Umsatz von mehr als 60 Mio. Euro erreichen und schnell ein Volumen von 500 Mio. Euro überschreiten.

"Mit all diesen Aktivitäten und noch vielen anderen mehr verfolgen wir das Ziel, Vossloh verstärkt zu einem Dienstleistungskonzern zu entwickeln. Wir sind davon überzeugt, dass diese strategische Neuausrichtung große Vorteile mit sich bringt", betonte der Vorsitzende des Vorstands der Vossloh AG, Burkhard Schuchmann, anlässlich der Vorstellung der Kooperation mit Angel Trains Ltd. in Frankfurt a.M. Diese Kooperation stelle für Vossloh entscheidende Weichen auf dem Weg zu einem Dienstleistungskonzern.

Haydn Abbott, Managing Director von Angel Trains Ltd., erklärte dazu: "Wir als größter Lokomotivenvermieter Großbritanniens freuen uns, die geplante Kooperation europaweit mit einem renommierten Hersteller und Serviceanbieter für Diesellokomotiven anpacken zu können, der mit seinem Verständnis von Dienstleistung mit uns auf einer Wellenlänge liegt. Durch die Zusammenarbeit mit Vossloh hofft Angel Trains, den überaus dynamischen Schienentransport-Dienstleistern in Europa ein hochinteressantes Package anbieten zu können." Er wies darauf hin, dass sein zur Royal Bank of Scotland Group zählendes Unternehmen in Kürze weitere signifikante Schritte bei der Entwicklung seiner internationalen Aktivitäten bekannt geben wird.



Zu den beiden Unternehmen:
Vossloh blickt auf eine mehr als 125jährige Geschichte zurück. Der Konzern konzentriert sich seit einigen Jahren auf die beiden Sparten Lichttechnik sowie Eisenbahn & Verkehr. Letzterer wurde in den beiden vergangenen Jahren durch zahlreiche Akquisitionen deutlich ausgebaut. Im Geschäftsjahr 1999 erzielte Vossloh einen Umsatz von 790 Mio. Euro. Davon entfielen 562 Mio. Euro auf die Sparte Eisenbahn & Verkehr sowie 228 Mio. Euro auf die Sparte Lichttechnik. Das Konzernergebnis vor Ertragsteuern (EBT) erreichte 41,4 Mio. Euro. Ende 1999 beschäftigte Vossloh rund 5.500 Mitarbeiter. Für das laufende Geschäftsjahr wird ein Umsatz von 820 Mio. Euro bei einem EBT von 52 Mio. Euro erwartet.

Angel Trains Ltd. entstand vor fünf Jahren im Zuge der Privatisierung der früheren British Rail. Der von Angel Trains bei der Privatisierung von British Rail übernommene Bestand an Zügen umfasste etwa 3.600 Schienenfahrzeuge mit einem Nettobuchwert von ca. 800 Mio. £. Dieser Betriebsmittelpark wird privatwirtschaftlichen Eisenbahnbetreibern auf der Basis von Operating-Leasing-Verträgen zur Verfügung gestellt. Dabei trägt Angel Trains die Investitionen für die Gesamtnutzungsdauer, das Restwertrisiko und die Verantwortung für Wartung und Instandhaltung. Im Laufe der vergangenen drei Jahre hat Angel Trains Verträge für weitere mehr als 2 Mrd. Euro für Investitionen in neue Züge allein in Großbritannien abgeschlossen und ist damit unangefochtener führender Investor auf dem am stärksten liberalisierten Markt in Europa.

Angel Trains ist ein hundertprozentiges Tochterunternehmen der Royal Bank of Scotland Group, jedoch mit eigenem Management und Personal. Von den etwa hundert Mitarbeitern entfällt ungefähr die Hälfte auf Betriebsmitteltechniker. Die anderen Mitarbeiter nehmen Aufgaben auf dem Gebiet Finanzen, Recht, Kaufmännischer Bereich, Informationstechnologie und Verwaltung wahr.

Nach der in diesem Jahr erfolgten Übernahme der National Westminster Bank ist die Royal Bank of Scotland Group nunmehr die siebtgrößte Bank Europas.



Frankfurt a.M., 14. Juli 2000