24.07.2014

Restrukturierung, Aufwendungen im Zusammenhang mit der Neuausrichtung des Konzerns sowie die aktualisierte Bewertung von Risiken belasten erstes Halbjahr 2014 deutlich


Im Abschluss zum ersten Halbjahr 2014 hat der Vossloh-Konzern bereits einen Großteil der am 27. Juni 2014 kommunizierten zusätzlichen Ergebnisbelastungen für das laufende Geschäftsjahr verarbeitet. Das Ergebnis vor Zinsen und Ertragsteuern - EBIT- liegt vor diesem Hintergrund bei -145,4 Mio.€. Auch operativ verlief das erste Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres vergleichsweise schwach und blieb hinter den ursprünglichen Erwartungen zurück. Die Umsatzerlöse in den ersten 6 Monaten stiegen um 2,2 % auf 626,0 Mio.€ nach 612,8 Mio.€ im Vorjahreszeitraum. Mit 661,6 Mio.€ übertraf der Auftragseingang des Vossloh-Konzerns im ersten Halbjahr 2014 jedoch den entsprechenden Vorjahreswert um 12,4 %. Der Auftragsbestand lag Ende Juni bei 1,76 Mrd.€ und übertraf den Vorjahreswert von 1,52 Mrd.€ ebenfalls deutlich.

„Die Geschäftsentwicklung ist im ersten Halbjahr 2014 operativ schwach ausgefallen. Das unterstreicht den akuten Handlungsbedarf, mit dem wir uns auseinandersetzen, um Vossloh wieder auf ein solides und nachhaltig belastbares Fundament zu stellen. Die Grundlagen dafür haben wir in den vergangenen Wochen geschaffen. Wichtige und zwingend notwendige Maßnahmen sind bereits in die Wege geleitet und teilweise auch schon umgesetzt worden. So haben wir beispielsweise unsere Strukturen verschlankt und die Entscheidung für einen neuen, modernen Standort von Vossloh Locomotives innerhalb des Stadtgebiets von Kiel getroffen“, sagt Dr. h.c. Hans M. Schabert, Vorstandsvorsitzender der Vossloh AG. „Das ganze Team konzentriert sich jetzt darauf, alle Projekte zur Restrukturierung und Neupositionierung der Geschäftsfelder rasch voranzutreiben. Es gilt nun vor allem, unseren außergewöhnlich guten Auftragsbestand in profitables Wachstum zu übersetzen. Parallel arbeiten wir an unserer mittel- und langfristigen Strategie für die Zukunftsperspektive des Konzerns.“

Rail Infrastructure

Der Umsatz im Geschäftsbereich Rail Infrastructure, der sämtliche Aktivitäten rund um Produkte und Dienstleistungen für die Schieneninfrastruktur umfasst, lag im ersten Halbjahr 2014 mit 404,4 Mio.€ um 3,0 % unter dem Vorjahresumsatz von 417,1 Mio.€. Dabei blieben die Umsätze im Geschäftsfeld Fastening Systems in den ersten sechs Monaten mit 155,0 Mio.€ wie erwartet hinter dem starken Vorjahreswert zurück. Im Verlauf des ersten Halbjahres 2013 war insbesondere aufgrund sehr hoher Erlöse in China, Kasachstan und Russland ein Umsatz von 189,8 Mio.€ erreicht worden. Im Jahr 2013 hatten Nachholeffekte in China zu überdurchschnittlich hohen Umsätzen geführt und in Kasachstan war ein größeres Projekt abgewickelt worden.

Das Geschäftsfeld Vossloh Switch Systems verbuchte in der ersten Jahreshälfte 2014 einen höheren Umsatz – vor allem getrieben durch gestiegene Erlöse mit Projekten in Frankreich, Schweden und Luxemburg. Die Erlöse erhöhten sich von 206,0 Mio.€ im Vorjahr auf 220,9 Mio.€ in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres. Vossloh Rail Services konnte den Umsatz im vergangenen Halbjahr signifikant um 37,0 % auf 30,7 Mio.€ steigern (Vorjahr: 22,4 Mio.€). Dieses Wachstum ist insbesondere auf eine Ausweitung des Geschäftes im Bereich Transport & Logistik zurückzuführen.

Das EBIT des Geschäftsbereichs fiel in den ersten sechs Monaten 2014 mit -27,9 Mio.€ negativ aus. Die im zweiten Quartal 2014 erforderlichen Wertminderungen – insbesondere im Geschäftsfeld Switch Systems – belasteten das operative Ergebnis des Geschäftsbereichs deutlich. Am 30. Juni 2014 lag der Auftragsbestand des gesamten Geschäftsbereichs Rail Infrastructure bei 555,5 Mio.€ und somit wie erwartet unter dem Wert des Vorjahres von 586,4 Mio.€. Ursächlich hierfür war in erster Linie die Abarbeitung großer Projektumsätze im Geschäftsfeld Fastening Systems im Jahresverlauf 2013. Der Auftragseingang des Geschäftsbereichs Rail Infrastructure stieg im ersten Halbjahr um 9,7 % auf 442,7 Mio.€.

Transportation

Im Geschäftsbereich Transportation, in dem das Schienenfahrzeug- und Fahrzeugkomponentengeschäft einschließlich entsprechender Dienstleistungen gebündelt wird, stiegen die Umsätze im ersten Halbjahr 2014 um 13,2 % auf 221,6 Mio.€. Das Geschäftsfeld Transportation Systems erzielte in den ersten sechs Monaten 2014 einen Umsatz von 147,5 Mio.€, was einer Steigerung von 18,4 % entspricht. Getrieben wurde dieser Anstieg durch hohe Erlöszuwächse des spanischen Standorts Valencia (+34 % auf 99,7 Mio.€), die im Wesentlichen auf die Abarbeitung von Nahverkehrsprojekten zurückgehen. Am Lokomotiven-Standort Kiel lagen die Umsätze nach sechs Monaten bei 47,8 Mio.€, was im Vergleich zum Vorjahr einem Rückgang um 4,8 % entspricht. Ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zur notwendigen Umstrukturierung des Geschäfts in Kiel wurde mit der Entscheidung zum Neubau eines Lokomotiven-Werks erreicht. Der neue Produktionsstandort von Vossloh Locomotives wird eine erheblich verbesserte Wirtschaftlichkeit der Lokomotiven-Fertigung ermöglichen. Beschlossen wurde zudem die Fokussierung des Produktportfolios auf standardisierte Industrie-und Rangierlokomotiven, die im Baukastenprinzip angeboten werden. Der Umsatz des Geschäftsfelds Vossloh Electrical Systems übertraf im ersten Halbjahr 2014 mit 76,1 Mio.€ den Vorjahreswert um 4,6 %. Dieses Wachstum geht in erster Linie auf das Segment Schienenfahrzeuge zurück.

Das EBIT des Geschäftsbereichs Transportation lag nach 6 Monaten bei -94,7 Mio.€. Ursächlich hierfür waren hohe Aufwendungen im Zuge der bei Vossloh Locomotives in Kiel notwendigen Restrukturierungen sowie aktualisierte Einschätzungen von Projekt- und sonstigen Risiken, insbesondere bei Vossloh Electrical Systems. Der Auftragsbestand des Geschäftsbereichs Transportation lag zum 30. Juni 2014 mit 1.209,1 Mio.€ deutlich über dem Wert des Vorjahresstichtags von 937,0 Mio.€.

Mitarbeiterzahl

Zum 30. Juni 2014 beschäftigte der Vossloh-Konzern weltweit 5.792 Mitarbeiter. Damit ist die Mitarbeiterzahl im Vergleich zum Vorjahresstichtag um 685 Personen beziehungsweise 13,4 % gestiegen. Die Anzahl der Beschäftigten in Deutschland betrug zum 30. Juni 2014 insgesamt 1.863 Mitarbeiter und somit 105 Personen mehr als zum 30. Juni 2013.

Ausblick

Im Frühsommer 2014 hat der neue Vorstand eine umfassende Bestandsaufnahme aller Aktivitäten des Vossloh-Konzerns vorgenommen. Wie bereits Ende Juni kommuniziert, hat diese Analyse zu Ergebnissen geführt, die eine erhebliche Anpassung der vorherigen Prognose für das Geschäftsjahr 2014 erforderten. Restrukturierungsmaßnahmen bei Vossloh Locomotives sowie im Geschäftsfeld Electrical Systems, eine aktualisierte Einschätzung der laufenden Projekte und notwendige Wertanpassungen verschiedener Vermögenswerte werden im Jahr 2014 in Summe zu Ergebnisbelastungen von bis zu 250 Mio.€ führen. Dieser Gesamtbetrag setzt sich zusammen aus Aufwendungen für die notwendigen Restrukturierungen (bis zu 100 Mio.€), aus Aufwendungen aus der aktuellen Bewertung der Bilanzansätze verschiedener Vermögensgegenstände (bis zu 80 Mio.€) sowie aus der aktualisierten Einschätzung von Projekt- und sonstigen Risiken (bis zu 70 Mio.€).

Vor diesem Hintergrund bestätigt Vossloh die am 27. Juni angepasste Prognose: Der Konzern erwartet für das Gesamtjahr 2014 ein negatives EBIT von -150 Mio.€ bis -180 Mio.€. Aus heutiger Sicht wird angenommen, dass von diesen überwiegend einmaligen Ergebnisbelastungen maximal ein Drittel im Jahr 2014 liquiditätswirksam wird. Auf Basis der durchgeführten Konzernanalyse und aktueller Zahlen zur Geschäftsentwicklung wurde zudem deutlich, dass die vorherige Umsatzplanung für das Geschäftsjahr 2014 nicht mehr erreichbar ist. Das Unternehmen strebt an, bereits 2015 wieder profitabel zu arbeiten. Mit der beschlossenen Restrukturierung und Neuausrichtung wird die Basis für eine neue Strategie für den Vossloh-Konzern gelegt. Diese wird der Vorstand Ende des Jahres kommunizieren.


Hinweis:
Seit dem Geschäftsjahr 2014 sind für die in der EU börsennotierten Konzerne einige neue Bilanzierungsstandards einschlägig, die sich unter anderem auf die Abgrenzung des Konsolidierungskreises, insbesondere die Einbeziehung von Joint-Ventures auswirken. Der nunmehr gültige IFRS 11 „Gemeinsame Vereinbarungen“ erlaubt bei den vom Konzern gehaltenen Beteiligungen an Joint Ventures nicht mehr eine quotale Konsolidierung, sondern schreibt eine Bilanzierung „at equity“ vor. Im Rahmen dieser Methode spiegelt der Beteiligungsansatz, vereinfacht ausgedrückt, das anteilige Nettovermögen des Joint Ventures wider, während eine quotale Konsolidierung bedeutete, dass die Vermögenswerte und Schulden sowie Erträge und Aufwendungen anteilig in den Konzernwerten enthalten sind. In Anwendung des neuen IFRS 10 „Konzernabschlüsse“ wurde im Vossloh-Konzern außerdem eine Gesellschaft des Geschäftsfelds Switch Systems entkonsolidiert und seitdem ebenfalls at-equity bilanziert. Im Rahmen der Übergangsvorschriften der neuen Standards sind mit dem Beginn der Vergleichsperiode – also dem Geschäftsjahr 2013 –die neuen Vorschriften anzuwenden, um dem Prinzip der Vergleichbarkeit der Informationen zu genügen. Daher sind auch im Zwischenabschluss des Vossloh-Konzerns zum 30. Juni 2014 alle Vorjahreszahlen auf vergleichbarer Basis ermittelt worden und können insofern von den vor einem Jahr publizierten Werten abweichen. Die Änderungen wirken sich im Wesentlichen auf die Geschäftsfelder Switch Systems und – in geringem Umfang – Rail Services aus.


Die wichtigsten Kennzahlen im Überblick
Vossloh-Konzern H1 2014 H1 2013 Δ % Q2 2014 Q2 2013 Δ %
Auftragseingang Mio.€ 661,6
588,5
12,4
226,4
360,8
-37,3
Auftragsbestand Mio.€ 1.763,9
1.523,5
15,8
1.763,9
1.523,5
15,8
Umsatz Mio.€ 626,0
612,8
2,2 331,8
349,4
-5,0
EBIT Mio.€ -145,4
12,1
- -151,9
2,7
-
EBIT-Marge % -23,2 2,0
- -45,8
0,8
-
ROCE % -34,3
2,7
- -71,3
1,2
-
Wertbeitrag Mio.€ -187,8
-25,8
- -173,2
-16,8
-
Konzernergebnis Mio.€ -155,9
-3,5
- -155,4
-5,4
-
Ergebnis je Aktie -12,31 -0,30 - -12,27 -0,46 -

Werdohl, 24. Juli 2014


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Vossloh ist weltweit in den Märkten für Bahntechnik tätig. Der Konzern konzentriert sich dabei auf seine Kerngeschäfte in der Bahn-Infrastruktur sowie auf Schienenfahrzeuge und Elektrobusse. Unter dem Dach der Vossloh AG sind die Aktivitäten in den zwei Geschäftsbereichen Rail Infrastructure und Transportation geordnet. Im Geschäftsjahr 2013 erzielte Vossloh mit rund 5.600 Mitarbeitern einen Umsatz von 1,3 Mrd.€ und ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 54,2 Mio.€.